Bedenklicher Spitzenplatz: Kindergartenkinder sind die Spitzenreiter im Antibiotikaverbrauch – so das Ergebnis einer bundesweiten und repräsentativen Forsa-Umfrage* im Auftrag der DAK-Gesundheit. Während bei der Gesamtaltersgruppe der 0- bis 18-Jährigen nur knapp 30 Prozent Antibiotika einnahmen, erhielten 41 Prozent der Vier- bis Sechsjährigen im vergangenen Jahr Antibiotika. Anlässlich des Europäischen Antibiotikatags am 18. November warnt die Krankenkasse vor unnötigen Verordnungen bei Virusinfekten.
Bronchitis, Mittelohrentzündung, Erkältung – laut Umfrage bekamen 93 Prozent der Vier- bis Sechsjährigen Antibiotika bei diesen drei Erkrankungen. Obwohl der Wirkstoff nur in Ausnahmefällen wirklich sein müsste. „Bei Virusinfekten sind etwas Gelassenheit und gegebenenfalls eine kurzfristige Schmerzmittelgabe sinnvoller als Antibiotika“, weiß Dr. Michael Freitag, Facharzt für Allgemeinmedizin und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der DAK-Gesundheit. Darüber seien viele Eltern nicht ausreichend informiert. Hinzu komme der Druck, dass viele Kinder möglichst schnell wieder in den Kindergarten oder die Schule gehen sollen, insbesondere dann, wenn beide Eltern voll berufstätig sind.
Während in erster Linie die Ärzte für die Verordnung von Antibiotika verantwortlich seien, spiele aber auch die Einstellung der Eltern eine wichtige Rolle. So gaben 17 Prozent der Befragten an, ein Antibiotikum bei Infektionskrankheiten zu erwarten. „Wenn noch mehr Eltern wüssten, dass es durchaus normal sein kann, dass ein Kleinkind bis zu zehn Infekte pro Jahr durchmacht und diese in den allermeisten Fällen innerhalb einiger Tage folgenlos vorübergehen, dann würde auch die Nachfrage nach Antibiotika sinken“, ist sich Freitag sicher.
Positiv immerhin: Die meisten Eltern halten sich offenbar an die Einnahmehinweise. Nur jeweils sieben Prozent stoppten die Gabe vorzeitig oder reduzierten eigenmächtig die Dosis, wenn es ihrem Kind besser gehe. Dabei ist die richtige Einnahme entscheidend für den Behandlungserfolg. „Wer Antibiotika zu früh absetzt, riskiert einen Rückfall“, erklärt Freitag. Außerdem steige dann das nicht zu unterschätzende Risiko, dass Erreger Resistenzen gegen die Medikamente entwickeln.
* Bundesweite repräsentative Bevölkerungsumfrage durch Forsa, März 2014, 3.100 Befragte ab 18 Jahren, darunter 620 Mütter und Väter mit Kindern unter 18 Jahren.
Foto: DAK-Gesundheit|Wigger